Ich habe vor kurzem in einem Erstgespräch einen Satz gesagt, der genau das widerspiegelt, was die Aufstellungsarbeit ist bzw. was sie zulässt:
Wenn du den Schrecken anerkennst, nimmt es dem Schrecken den Schrecken.
Es ist mitunter meine Aufgabe Dinge auszusprechen, die sich meine Klient*innen nicht mal trauen zu denken, obwohl diese Gedanken ganz präsent mitten im Raum stehen. Sie können noch so schrecklich wirken aber sie dürfen da sein. Es nimmt bereits sehr viel Last weg, wenn du all diese Gedanken denken und Gefühle fühlen darfst, denn nur dann können sie an Größe und Schwere verlieren.
Vielleicht kennst es es aus deinem Alltag: dieser Postberg, an den du einfach nicht rangehen willst und dich bereits der Anblick vollkommen überfordert. Schließlich bleibt er liegen und wird immer größer und auch die Last in dir wächst immer weiter an.
Du darfst dann einmal für dich die folgenden Worte sagen: “Das ist alles so viel, ich fühle mich total überfordert.” Wenn du es einmal ausgesprochen hast, wird es immer leichter. Genau so ist es mit den Dingen in der Familie: Sobald du in einer Aufstellung anerkennen darfst, was sowieso da ist, nimmt es dir ein Stück weit die Schwere.
Ich möchte dich dazu einladen zu überprüfen, welche inneren Schrecken du in dir spürst, in dich hineinzufühlen und zu prüfen, ob sie wirklich so groß sind. Behalte dabei immer den folgenden Satz im Hinterkopf:
Es ist gut weitergegangen, weil du heute da bist.
Gehe dabei aber nicht in die Verurteilung, weil andere Familienmitglieder nicht hingeschaut haben. Es kann nämlich gut sein, dass dieses Nicht-Hingucken euch das Überleben gesichert hat, weil wir nicht wissen können, was derjenige, der sich das anschaut, halten kann.
Manchmal ist es das größte Geschenk, dass jemand nicht hinschaut, weil du gar nicht weißt, ob er es sonst geschafft hätte. Es erfordert sehr viel Demut dies anzuerkennen, aber es lohnt sich, weil es jedem seinen Weg und seinen Platz lässt. Vielleicht hat diese Schutzstrategie dazu geführt, dass du heute lebst.
Nun ist es vielleicht deine “Aufgabe” dort hinzuschauen, da du lange genug in Sicherheit lebst und dieses belastende Gefühl nicht mehr haben möchtest. Daher ist es deine Einladung den Schrecken anzuerkennen, damit es schließlich in dir leichter werden darf. Und ihm außerdem die Größe zu nehmen und in deine Selbstermächtigung zu kommen, hinsichtlich dessen, dass ihr es geschafft und somit überlebt habt, obwohl es viel Leid und Schrecken gab.
Ich wünsche dir, dass du das in dir verankern kannst.
Möge das Leben gut zu dir sein, dich bereichern und inspirieren!