Jede Kultur, jede Sprache, jede Familie und jede Firma hat ihre eigene Ordnung. Diese nehmen wir unterbewusst wahr und können sie nicht mit Worten erklären. Man kommt an, schaut sich um, nimmt wahr und agiert erst im Anschluss. Ich habe das oft beim Reisen erlebt: Wenn ich in fremde Länder reise, nehme ich erst einmal alles wahr, lasse es auf mich wirken und erst im Anschluss agiere ich. In Familien, Firmen aber auch Kulturen ist das genauso.
Um die eigene Ordnung herzustellen, geht es im ersten Schritt darum, bei den Eltern anzufangen, denn hier ist meist die erste Stelle, an der es hakt. Vielleicht kennst du den Satz: “Ich mache das auf jeden Fall besser als meine Eltern.” Das sind Vorhaben, die man hat, wenn man unzufrieden war oder ist. Hier findet schon der erste Schritt in die Unordnung statt, weil du die Dinge gar nicht besser als deine Eltern machen kannst.
Du kannst stattdessen erst einmal anerkennen, dass deine Eltern nicht anders handeln konnten.
Auch wenn es im ersten Moment irritierend erscheint, darfst du im nächsten Schritt folgende Worte aussprechen: “Ich mach es genauso wie du.” Meine Klient*innen reagieren dann oft perplex und die erste Reaktion ist häufig Unverständnis, denn sie wollen meist nicht so wie ihre Eltern handeln. Deine Kinderseele, die sich zugehörig fühlen möchte und Ordnung braucht, will allerdings erst einmal zustimmen. Du kannst im Anschluss noch den Satzteil ergänzen: “Aber ich mache es ein kleines bisschen anders.”
Daraufhin folgt der nächste große Schritt: die Achtung der Mutter bzw. des Vaters als die/der Größere und die Achtung von dir selbst als die/der Kleinere. Das ist die erste wichtige Ordnung. Frauen lernen den Blick und die Achtung auf die Männer bei ihren Müttern und Männer lernen die Achtung für die Frauen bei ihren Vätern.
Hier fängt das Ganze schon an, wenn folglich über die Männer gesagt wurde: “Mit dem kannst du nichts anfangen.”
Ich selbst finde es nicht gut, wenn verachtungsvoll von Männern gesprochen wird. Ich erlebe ganz oft bei Frauen, die sich in Beziehungen befinden, dass sie behaupten “Der kann nichts und macht nichts.” Ich höre das sehr oft und finde es nicht fair, weil die Achtung fehlt und es die Ordnung durcheinander bringt.
Jeder gibt das, was er kann und auch wenn dein*e Partner*in nicht so anwesend sein kann, ist der Blick dahinter das Entscheidende.
Überprüfe einmal, ob es dir gelingt dich als den Kleineren oder die Kleinere neben deine Mutter, respektive deinen Vater, zu stellen und es einfach anzunehmen. Du darfst anerkennen: “Du bist mein Vater, du bist meine Mutter.” Vielleicht gelingt es dir dadurch den Blick auf das andere Geschlecht ein wenig zu wandeln und in dein Herz zu schließen. Ebenbürtig, liebend und einnehmend auf einander zu blicken, heißt, dass auch jeder dazugehören darf.
Schau also, ob es bei deinen Eltern oder Großeltern Kinder gab, die nicht gemäß waren, also beispielsweise jemanden geheiratet haben, der nicht standesgemäß oder beispielsweise homosexuell war. Es geht darum, diese Menschen zu achten. Sie dürfen dazu gehören und du hast nicht die Aufgabe, sie zu bewerten oder zu verurteilen. Deine Aufgabe besteht lediglich darin zu sagen: “Ich bin das Kind und du bist meine Oma, mein Opa etc. und du darfst dazu gehören.” Auch Familienmitglieder, die früh verstorben oder nicht auf die Welt gekommen sind, dürfen dazu gehören und du darfst sie liebevoll in dein Herz schließen.
In deiner Familie gibt es einen Vater, eine Mutter und dann kommt das erstgeborene Kind, das zweitgeborene Kind und so weiter. Was ist aber, wenn das erste Kind nicht geboren wurde und du als zweites Kind auf die Welt gekommen bist? Das ist häufig der große “Aha-Moment”. Hier stellt sich heraus, ob Kinder fehlen. Wenn du als erstes lebendes Kind geboren bist, es aber ein Kind vor dir gabe, dann bist du der oder die Zweite. Ich vergleiche dieses Gefühl auf dem falschen Platz zu stehen immer mit einem Kind, was auf die Toilette muss, es aber nicht sagt. Dann fangen die Kinder an auf dem Stuhl hin und her zu wippen und strahlen eine Unruhe aus. Genauso ist es, wenn du auf dem falschen Platz stehst. Wenn du beispielsweise die vierte Lebende bist und es vor dir ein geborenes und zwei verlorene Kinder gibt, bist du nicht die Zweite sondern die Vierte. Das ist so wichtig für dich, denn deine Seele spürt, dass etwas nicht stimmt.
In der Familienaufstellung schauen wir, wo dein Platz und somit wie die Ordnung ist.
Es geht somit darum, dass du deinen Platz einnimmst.
Ich hatte vor kurzem eine Aufstellung, bei der wir die Figuren aufgestellt und festgestellt haben, dass der Klient der Zweite in der Ordnung war, allerdings immer wie der Erste behandelt wurde. Als dann herauskam, dass er der Zweite ist, ist alles von ihm abgefallen. Er konnte sich nun das Gefühl immer an erster Stelle stehen und sich auch im Job so benehmen und behaupten zu müssen, erklären. Er hat sich nicht richtig gefühlt, weil er immer versuchte Aufmerksamkeit zu erhaschen und sich in den Vordergrund gedrängt hat, obwohl er doch eigentlich der Zweite ist. Solche “Aha-Erlebnisse” berühren mich aus tiefstem Herzen.
Häufig kommt es auch vor, dass sich Kinder auf den Platz der Eltern stellen wollen, wenn beispielsweise die Mutter oder der Vater früh verstorben ist, es eine Trennung gab oder ein Elternteil innerlich nicht anwesend sein konnte.
In Patchworkfamilien ist das Ganze ein bisschen schwieriger, da es hier mehrere erste Kinder gibt. Es geht in diesem Fall darum, dass die Kinder aus vorherigen Beziehungen und auch die Frauen und Männer geachtet werden. In diesem Fall sagt man, dass die neue Familie Vorrang hat, was nicht bedeutet, dass die Menschen sich aus der Verantwortung ziehen dürfen. Es geht darum den Verzicht der vorherigen Partnerin oder des Partners anzuerkennen und zu schauen, wo der eigene Platz ist.
Wenn du dich nicht auf dem richtigen Platz befindest, kann das weitreichende Folgen haben. Es kann zum Beispiel sein, dass Kinder die Schule schwänzen, drogenabhängig werden oder sich komisch benehmen, um gesehen zu werden und somit die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
Sofern du selbst schon Mutter oder Vater bist und du von ungeborenen Kindern weißt, kannst du dies deinen Kindern kommunizieren. Wichtig ist hier eine kindgerechte Sprache zu wählen und den richtigen Rahmen schaffen, um das Kind sanft abzuholen.
Mein größter Tipp ist, zu schauen, was und wer alles dazugehört, was wichtig ist und gesehen werden will. All das in deinem Herzen anzuerkennen kann unfassbar viel verändern und dir selbst “Aha-Momente” schenken.
Hierfür ist es wichtig, dass du dir einen Moment Zeit nimmst und ein paar Dinge über deine Familie in Erfahrung bringst, um es für deinen Kopf leichter zu machen. Du kannst erfragen, ob es Kinder gab, die nicht auf die Welt gekommen sind. Du musst deine Eltern nicht dazu zwingen mit dir darüber zu sprechen, es reicht lediglich die Informationen zu erhalten.
Nun kannst du mit der Übung starten. Suche dir dafür einen Raum und setze dich auf den Boden oder an einen Tisch und suche dir Figuren aus, die deine Familienmitglieder repräsentieren. Es gibt einmal die Möglichkeit, dass du von hinten auf die Figuren schaust und die zweite Möglichkeit, dir die Figuren von vorne anzuschauen.
Wenn du die Figuren mit dem Rücken zu dir stellst, kommt der Vater nach ganz rechts und die Mutter daneben, denn der Mann steht rechts von der Frau. Neben die Mutter kommt das erste Kind, daneben das zweite und so weiter. Ganz egal, ob geboren oder ungeboren. An die Stelle, an der du kommst, stellst du deine eigene Figur auf. Falls du die Figuren andersherum, also dir zugewandt stellen möchtest, kommt ganz links der Vater, daneben die Mutter, daneben das erste Kind, das zweite Kind und so weiter. Gesetz dem Fall, dass du in einer Patchworkfamilie bist, verbindest du deine Eltern, das heißt du stehst in der Mitte. Auch wenn sich deine Eltern früh getrennt haben, stehst du mit deinen Geschwistern in der Mitte. Das erstgeborene Kind kommt neben die Mutter und der Vater kommt auf die andere Seite neben dem letzten Kind.
Wenn nun alle Personen dastehen, von denen zu weißt, überprüfe was in dir passiert. Verspürst du vielleicht eine Trauer, eine Kälte oder eine Leere? Was passiert mit dir?
Du kannst in diesem Falle ein weiteres Kind in die Reihe stellen, an der Stelle, an der es sich gut anfühlt und nun beobachten, was mit dir passiert. Wird es leichter? Du musst dabei nicht bewerten, sondern einfach nur wahrnehmen.
Du darfst dafür danken, dass diese Figuren Stellvertreter waren und kannst sie wieder wegräumen. Wenn du in dieser Übung feststellen konntest, dass du die Zweite bist, aber als Erste auf die Welt gekommen bist, darfst du dir selbst sagen: “Ich bin die Zweite.” Du schaust das Kind mit deinem geistigen Auge an und sagst: “Du bist der oder die Erste.” Prüfe, ob sich das für dich stimmig anfühlt.
Die Ordnung ist etwas ganz essentielles in jedem System, ganz egal ob in der Firma oder in der Familie.
Unser Körper, unser Unterbewusstsein und unsere Seele gibt eine ganz klare Resonanz auf die Dinge. Das macht das Ganze so besonders und macht meine Arbeit auch so klar.